Während der grösste Teil des einfallenden Lichtes das Glas eines Fensters passiert, wird
ein kleiner Teil des Lichtes reflektiert. Wenn das reflektierte Licht auf ebene Wand (oder
Boden) fällt, kann eine
AB
beleuchtete Fläche beobachtet werden. Unter normalen Bedingungen hat die beleuchtete
Fläche die Form eines Rechtecks. In seltenen Fällen erscheint eine Kreisfläche und
in der Mitte ein noch helleres, x-förmiges Kreuz. Diese Figur wird von vielen Leuten
als "Circle of Light" bezeichnet, deutsch meist "Lichtkreis"
genannt. Das Bild A (Beispiel aus dem Internet) zeigt zwei typische "Lichtkreise".
Wie man selber einen "Lichtkreis" erzeugen kann ist im Abschnitt 3 beschrieben.
Andere Fotos zeigen ein "Cross of Light" wie in Bild B, deutsch meist als
"Lichtkreuz"bezeichnet. Was ist der Unterschied? Beim Betrachten eines
"Lichtkreises" schaut man auf ein beleuchtetes Objekt (Wand, Boden), welches
durch das vom Fenster reflektierte Licht angeleuchtet wird. Beim Betrachten eines
"Lichtkreuzes" schaut man direkt gegen das Fenster, welches das Licht reflektiert. Wie
man selber ein "Lichtkreuz" erzeugen kann ist im Abschnitt 4 beschrieben.
Das Glas eines Fensters kann völlig eben sein, ohne jede Krümmungen. In diesem Fall kann
weder ein "Lichtkreis" noch ein "Lichtkreuz" beobachtet werden.
Wenn das Glas irgendwelche Krümmungen aufweist, können unter Umständen "Lichtkreise/
-kreuze" beobachtet werden. Aber wenn es sich um mehr oder weniger zufällige Krümmungen
und Verbiegungen handelt, so wird das resultierende Bild vielleicht eher einem Schuh oder
einem Wrack gleichen. Zwei Bedingungen müssen mindestens erfüllt sein, damit ein "Lichtkreise/
-kreuze" von bester Qualität beobachtet werden kann:
1. Das Fenster muss aus Float-Glas (völlig flach) hergestellt sein. Float-Glas wird mit
einem speziellen Verfahren hergestellt und wird seit vielleicht etwa 20 oder 30 Jahren
in Fenstern eingesetzt.
2. Eine spezielle, schwache aber symmetrische Verformung des Glases.
Diese symmetrische Verformung wird normalerweise durch eine Druckdifferenz erzeugt. Wenn da
Glas relativ dünn ist und der Abstand zwischen den beiden Scheiben gross ist, so können
bereits Luftdruck- oder Temperaturschwankungen ausreichen, um das Licht zu fokussieren
(sofern die Distanz stimmt). Weil das Gas zwischen den beiden Scheiben noch besser isoliert,
wenn der Innen-Druck reduziert wird (dieser Innen-Druck ist allerdings noch weit von einem
Vakuum entfernt, welches die Scheiben bersten lassen würde), führt auch dies zur Verformung
der Scheiben. Damit der Unterdruck im Fenster jahrelang erhalten bleibt, muss das Fenster
extrem gut abgedichtet sein, was noch nicht allzulange rationell möglich ist (beziehungsweise
durch die Energiespar-Anforderungen forciert wurde). Ich weiss nicht genau, wie lange
solche Fenster auf dem Markt sind, aber es könnte sein, dass der Zeitpunkt etwa auf die
ersten gemeldeten "Lichtkreise" passt.
3  "Lichtkreis" erzeugen
Als erstes müssen wir ein Pseudo-Fenster bauen. Dies muss nicht unbedingt nach meinem
Verfahren geschehen. Auf jeden Fall gilt es folgende drei Punkte unbedingt zu beachten:
1. Das Glas muss so eben wie möglich sein mit einer glänzenden Oberfläche (keine
Entspiegelung).
2. Die Luft im Innern des "Fensters" muss teilweise abgesogen werden können.
3. Die Dicke des Glases sollte auf jeden Fall kleiner als 1 Prozent der Breite
des "Fensters" sein.
Die Qualität meiner Bilder ist leider sehr schlecht, da ich mangels Fotokamera meine
Web-Cam verwenden musste (wer bessere Bilder sehen möchte, ist herzlich eingeladen mir
Geld für eine Fotokamera zu überweisen ;-).
Ich habe 2 Bilderrahmen von 30 x 40 cm gekauft. Die Gläser sind je etwa 2 mm dick (es darf
sich auf keinen Fall um Kunststoff handeln). Aus Holz habe ich einen Rahmen gebastelt und
mit flüssigem Silikon (wie Badewannen-Dichtung) auf jeder Seite luftdicht eine Scheime
aufgeklebt. Bild C zeigt das ganze "Fenster" und Bild D einen Ausschnitt des Rahmens.
Die vorstehenden Griffe habe ich aus Bequemlichkeit stehen lassen.
CDEF
Später hat sich gezeigt, dass mit Mund und Lunge genug Luft aus dem "Fenster" gesogen werden
kann. Ich hatte mir aber bereits ein Ventil (ähnlich einem Veloschlauch-Ventil, am Ende des
orangen Schläuchleins, siehe Bild E) und eine kleine Evakuierungs-Pumpe (wie sie zur temporären
Aufbewahrung von offenen Weinflaschen verwendet wird, siehe Bild F) besorgt.
Im Winter ist es in der Schweiz häufig bedeckt. Damit ich nicht wochenlang auf ein
sonniges Wochenende warten musste, benützte ich als "Sonne" eine 60 W Spot-Lampe
(siehe Bild G). Bild H zeigt die "Sonne" aufgenommen durch das "Fenster" hindurch.
Die Distanz "Sonne" bis "Fenster" beträgt etwa 3 Meter. Bild I zeigt die Installation
des "Fensters".
GHI
Im Bild I kommt das Licht der "Sonne" von links unten und der reflektierte Teil setzt seinen
Weg nachher nach unten rechts fort, wo schliesslich die in Bild J gezeigte Wand beleuchtet wird.
Die Distanz vom "Fenster" zur Wand beträgt etwa 4 Meter. Es besteht keine Notwendigkeit, das
Licht um 90 Grad abzulenken. Ich habe dadurch lediglich vermieden, dass die Projektions-Wand
durch die "Sonne" beleuchtet werden könnte (ich habe auch verschiedene andere Winkel und
0 Grad versucht, alles funktioniert).
J
Das Festhalten des "Lichtkreises" mit der Web-Cam war ein Problem. Von Auge war der
"Lichtkreis" gut zu erkennen, aber für die Web-Cam war das Licht extrem schwach. Das Beste was
ich herausholen konnte ist in den Bildern K, L, M, N und O gezeigt. Bild K stellt die
Ausgangslage ohne abgesogene Luft dar. Auf den folgenden Bildern ist dann immer mehr Luft
aus dem "Fenster" abgesogen, wodurch die beiden Scheiben gegeneinander durchgebogen werden.
Die vordere Scheibe fokussiert das Licht zu einem "X" und die hintere Scheibe streut das
Licht zu einem Kreis.
KLMNOP
Drei Wochen später konnte ich Bild P aufnehmen, das einen "Lichtkreis" auf meiner
Balkon-Wand zeigt. Weil das Sonnenlicht enorm viel stärker ist als meine "Sonne" ist die
Qualität besser.
Eine relative geringe Druckdifferenz zwischen Innenseite und Aussenseite des Fensters
genügt um einen "Lichtkreis" zu erzeugen. Bei mir war das "Fenster" etwa 4 m von der
Wand entfernt. Gegenüber dem Start (ohne Druckdifferenz, Bild L) war die Einbuchtung im Zentrum
bei Bild O etwa 1 mm tief. Für ein reales Fenster mit einer Breite von etwa 60 cm bedeutet
dies, dass eine Einbuchtung von nur etwa 0.4 mm genügt, um das Licht in einem Abstand von etwa
20 m zu fokussieren.
4  "Lichtkreuz" erzeugen
Um ein "Lichtkreuz" zu erzeugen muss die Einbuchtung wesentlich tiefer sein als bei
einem "Lichtkreis". Eine Tiefe von etwa 2mm war das Maximum, was ich bei meinem "Fenster"
mit der simplen Evakuierungs-Pumpe erreichen konnte. Zusätzlich habe ich die Distanz von der
Web-Cam zum "Fenster" auf 11 m vergrössert (zur Erinnerung: um ein "Lichtkreuz"
zu beobachten muss das Auge oder die Kamera gegen die Richtung des reflektierten Lichtes
zum "Fenster" blicken). Da die 11 m Distanz in meiner Wohnung nicht möglich waren, habe ich
einen Spiegel benutzt, um das reflektierte Licht zur Web-Cam zurück zu spiegeln, welche direkt
über dem "Fenster" installiert war (der Spiegel war vollkommen eben und hat das Licht nicht
beeinflusst).
Eine weitere Veränderung war die Verwendung einer matten 40 W Standard Glühlampe (welche das
Licht rundum abstrahlt), denn die 60 W Spot-Lampe erwies sich als zu stark (Kontrast-Problem
mit Web-Cam).
Bild Q zeigt die Web-Cam auf dem Tiefkühler. Natürlich ist die Web-Cam jetzt im Moment der
Aufnahme nicht sichtbar, aber dafür die beiden Linsen, welche vor der Web-Cam aufgebaut sind.
Bei den 11 Metern Distanz war das 30 cm "Fenster" winzig klein, weshalb ich mit den beiden
Linsen eine Art Teleobjektiv gebaut habe. Unterhalb der Linsen steht auf dem Boden das
"Fenster". Weil auch der Tiefkühler Licht reflektiert hat, legte ich hinter das Fenster
ein schwarzes Papier. Das Bild R zeigt mein "Lichtkreuz", Bild S ist ein vergrösserter
Ausschnitt von Bild R.
Q RS
Berechnen wir die wirklichen Verhältnisse: Falls die Distanz vom Beobachter bis zum Fenster
etwa 10 m beträgt und das "Lichtkreuz" soll die ganze Breite des Fensters (60 cm) abdecken,
so muss die Einbuchtung etwa 3 bis 4 mm betragen. Das ist eine sehr starke Verformung, was Nahe
legt, dass es sich bei den "Lichtkreuzen" nicht um Reflexionen in Float-Glas Fenstern handelt.
Vermutlich handelt es sich eher um nach älteren Verfahren hergestellten Glasscheiben, welche
natürlicherweise (ohne Druckdifferenz innen zu aussen) bereits starke Verformungen aufweisen
können. Auch ein verzogener Rahmen kann zu grösseren Unebenzeiten führen.
Manche werden vielleicht einwenden, dass viele "Lichtkreuze" anders aussehen als auf meinem
Bild (etwas was wohl niemand von meinem "Lichtkreis" behaupten würde :-). Das kann auch
als Hinweis betrachtet werden, dass es sich um Scheiben handelt, die anders hergestellt
wurden als meine Scheiben.
Ebenfalls eine Schwierigkeit beim Kopieren der "Originale" ist das Fehlen von Informationen
zur verwendeten Beleuchtung. Auf einigen Bildern sind zweifarbige "Lichtkreuze" zu
sehen, was für die Verwendung von 2 Lichtquellen spricht oder den Einsatz irgendwelcher
Filter. Bild T zeigt, wie grossen Einfluss eine kleine Änderung in der Beleuchtung auf das
Resultat hat, in das Zentrum der "Sonne" habe ich einen runden Punkt platziert.
T
5  Disclaimer und Copyright Information
Der Autor dieses Artikels kann nicht verantwortlich gemacht werden für allfällige Schäden,
Verletzungen oder was auch immer, welche aus dem Erzeugen oder Studieren der "Lichtkreise"
oder "Lichtkreuze" entstehen könnten, eben so wenig für irgend Jemands Nachteile,
welche sich aus dem Bekanntmachen ergeben könnten, dass es sich bei diesem Phänomen nur
um simple Physik handelt ohne irgendwelchen spirituell-paranormalen Hintergrund.
Dieser Text und die Bilder sind frei von einem Copyright. Der Artikel kann frei
weiterverbreitet. Es dürfen Auszüge für andere Publikationen verwendet werden, welche
auch unter neuem Namen verbreitet werden dürfen (eine Referenz auf diesen Artikel wäre
wünschenswert, ist aber nicht obligatorisch), sogar wenn jemand damit Geld verdient.
Falls jemand Schwierigkeiten hat, die obige Anleitung zu verstehen, gebe ich gerne weitere
Auskünfte (david.amler@gmx.ch). Selbstverständlich sind auch Kommentare und Vorschläge
willkommen.